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Demokratie leben: Bernhard Greiler verabschiedet
Neustart im Jahr 2025
Text von Stadt Deggendorf|Foto von Stadt Deggendorf|Stand: 21.11.2024 10:35 Uhr|Lesedauer: 2 Minuten

Die „Ära Bernhard Greiler“ beim Bundesprogramm „Demokratie leben!“ ist Geschichte. In der fünften Sitzung des Begleitausschusses endete der „ganz besondere Greiler-Touch“, wie Stellvertreterin Patrizia Gillner augenzwinkernd in ihrer Abschiedsrede auf den scheidenden Vorsitzenden hervorhob.

Die nahezu vollzählig anwesenden Mitglieder des Begleitgremiums zollten Greiler, der im nächsten Jahr 70 Jahre alt wird, viel Wertschätzung, wünschten ihm alles Gute und überreichten ihm zwei konzertante Stücke des Komponisten Schostakowitsch – interpretiert von den Comenianerinnen Helena und Rebecca Neu – als musikalisches Geschenk für seinen weiteren Lebensweg.

Bernhard Greiler bedankte sich sichtlich gerührt und nutzte die Gelegenheit, zum Abschluss seines langjährigen, unaufgeregten Vorsitzes im Begleitausschuss einige Ratschläge an die Politik zu richten: „In Gottes Namen – werdet euch einfach einig, auch auf Bundesebene. Man kann einen Konsens finden, man muss nicht immer streiten oder gegeneinander sein. Gerade wenn es um das Thema ‚Gegen Rechts‘ geht.“ Er betonte, dass man in solchen Fragen über den eigenen Schatten springen und Einigkeit suchen könne.

Von diesem Grundgedanken habe sich „Demokratie leben in Deggendorf“ in diesem Jahr bei der Organisation der Kundgebung „Gemeinsam für Demokratie“ am Holocaust-Gedenktag inspirieren lassen, unterstrich er in seinem Appell.

Stellvertreterin Patrizia Gillner würdigte Greilers Impulse und fasste sein Wirken mit den Worten zusammen: „Deine Gedanken waren diplomatisch geschickt, ohne je den Grundgedanken des Projekts zu verleugnen. Das ist eine große Kunst.“ Unter großem Beifall und mit einem Schmunzeln fügte sie hinzu: „Man hat manchmal den Eindruck, du bist nicht nur intelligent, sondern schon fast ein bisserl weise.“

Zum Abschluss seiner Amtszeit erinnerte Greiler an einige Stationen seines Wirkens. Seine Arbeit begann vor fünfzehn Jahren mit dem Bundesprogramm „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“, das insbesondere mit den Namen Heidi Löhnert und Martin Hohenberger verbunden ist. Vor fünf Jahren trat dann die Volkshochschule als weiterer wichtiger Partner hinzu.

Greiler zeigte besonderes Interesse am Programm „Demokratie leben“, insbesondere an der staatlich geförderten Zusammenarbeit zivilgesellschaftlicher Gruppierungen, unterstützt durch die Stadt Deggendorf. Da er im nächsten Jahr 70 Jahre alt wird, plant er, seine Aktivitäten zu reduzieren und sich mehr „den schönen Dingen des Lebens“ zu widmen – vor allem Musik und Tanz. Nun müssten jüngere Kräfte übernehmen, denn es gebe „narrisch viel zu tun“, wenn es um das Thema Demokratie gehe. „Vielleicht können das junge Leute besser“, äußerte er die Hoffnung angesichts der aktuell verfahrenen gesellschaftlichen Situation.

Zu Beginn der fünften Begleitausschuss-Sitzung blickten Greiler und Koordinatorin Ursula Keßler anhand einer Bildpräsentation gemeinsam auf die erfolgreichen „Wochen der Begegnung“ im September und Oktober zurück. Dabei lag ein Schwerpunkt auf der Anne-Frank-Ausstellung, bei der junge Peer Guides eingebunden waren. Ebenso wurden die Höhepunkte des gesamten Förderzeitraums 2020 bis 2024 hervorgehoben.

Einen besonders aktuellen Fokus der diesjährigen Begegnungswochen bildeten im Kolpingsaal der Vortrag von Professorin Ursula Münch über die Verletzlichkeit der Demokratie und im Alten Rathaus die Zeitzeugenberichte anlässlich des 35. Jahrestags des Mauerfalls. Auch die Jugend-Demokratiekonferenz des Jugendforums im Sitzungssaal des Neuen Rathauses war nach Einschätzung von Greiler und Keßler ein voller Erfolg.

Insgesamt gab es im fünfjährigen Förderzeitraum von „Demokratie leben in Deggendorf“ 120 bewilligte Projekte, organisiert von dreißig Projektträgern im Zusammenspiel mit der Externen Koordinierungsstelle (Kontakt: u.kessler@vhs-deggendorf.de). „Insgesamt ist das ein Super-Zivilgesellschaftliches Engagement in Deggendorf“, resümierte Ursula Keßler.

Bewilligt wurden einstimmig zwei Schulprojekte: Der Förderverein des Comenius-Gymnasiums wird im Dezember in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Vorträge, Workshops und Erfahrungsberichte zu Geschichte und aktueller Situation in Israel und Gaza und zum wachsenden Antisemitismus in Deutschland durchführen. Im Vordergrund soll der Versöhnungsgedanke stehen. Zum Abschluss werden nach einem israelischen Essen für alle Teilnehmenden ein Rabbiner und ein Imam ein Friedensgebet sprechen. Das Netzwerk für kulturelle Vielfalt wird den Film „Fremder – Gastarbeiter – Deggendorfer“ am Dienstag, den 17. Dezember, also in der Woche vor Weihnachten, im Lichtspielhaus zeigen. Geplant sind zwei Vormittags-Aufführungen vor Schülerinnen und Schülern und eine öffentliche Vorführung am Abend. Nach dem Film soll im Beisein von Zeitzeugen über die Themen Migration und Integration diskutiert werden. Eine Punktlandung gab es bei „Demokratie leben“ heuer in Sachen Finanzmittel. Bis auf vierhundert Euro Restgelder konnten die zur Verfügung stehenden Geldmittel an die Projektträger ausgereicht werden.

Neustart des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ wird mit einer weiteren Förderperiode Anfang 2025 sein. Das federführende Amt werde dann einen Vorschlag zur Wahl von Bernhard Greilers Nachfolge machen, informierte Bastian Löffelmann namens der Stadtverwaltung. Grundlage dafür sind die Beschlüsse des städtischen Sozialausschusses, der Anfang November einen Trägerwechsel von der Volkshochschule zum Kinderschutzbund, dem Yvonne Pletl-Schäfer vorsteht, entschieden hatte. Für die Fortsetzung des Bundesprogramms im Jahr 2025 sei Deggendorf gut aufgestellt. Es fehle nur noch die Zusage aus Berlin.

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