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Mo und ihre Erfahrungen mit Rassisten

Text von Stadt Deggendorf|Stand: 11.10.2018 06:30 Uhr|Lesedauer: 2 Minuten

Zur Auftaktveranstaltung der „Woche der Begegnungen und des Miteinanders“ am Montag, den 15.10.2018 um 19:00 Uhr im Kapuzinerstadl, kommt die Moderatorin Mo Asumang nach Deggendorf, um aus ihrem Buch „Mo und die Arier“ zu lesen.  

Mo Asumang ist ein bekanntes Fernsehgesicht: Sie ist Schauspielerin und Moderatorin und war u. a. beim Musiksender VIVA und bei der ProSieben-Sendung „Liebe Sünde“ zu sehen. Zudem hat sie eine eigene Filmproduktionsfirma gegründet und Regie bei drei Dokumentarfilmen geführt. Mo Asumang ist Deutsche, sie ist in Kassel geboren, ihre Mutter ist Deutsche, ihr Vater kommt aus Ghana. Wegen ihrer dunklen Hautfarbe und ihrer Afro-Mähne begegnete ihr immer wieder Rassismus und körperliche Gewalt.                                                            

Das war der Anstoß, sich in ihrem Film „Roots Germania“ (2007) mit ihrer eigenen Identität auseinanderzusetzen. Sie ging auf Spurensuche in Deutschland und Afrika. 2014 machte sie den Film „Die Arier“, in 2016 folgte das Buch „Mo und die Arier. Allein unter Rassisten und Neonazis“.  

Dieses Buch wird Mo Asumang bei der Auftaktveranstaltung in Deggendorf vorstellen. Sie traf dafür in aller Welt Rassisten, Neonazis, Pegida-Mitläufer oder Angehörige des Ku-Klux-Klans und chattete auf Nazi-Datingplattformen. Sie begegnete Menschen, die ihr Hass entgegenbringen. Mo Asumang ging es dennoch weniger um Konfrontation als um unvoreingenommene Begegnungen, um dadurch den Kreislauf von Wut, Hass und Gewalt zu unterbrechen.  
Mit ihrem Buch gibt sie einen tiefen Einblick in die rechte Szene und macht Mut, die eigene Angst zu überwinden und sich gegen Rassismus zur Wehr zu setzen.  

Das folgende Interview mit Mo Asumang führte Kristina Pöschl:

Sie sind Deutsche, Sie sind in Deutschland geboren, Ihre Mutter ist Deutsche. Wie ist Ihnen trotzdem persönlich Rassismus begegnet?
Mo Asumang: Das hat schon angefangen, als ich zwei Jahre alt war. Ich habe das noch nicht bewusst mitbekommen, aber mir wurde später immer wieder erzählt, dass meine Mutter und meine Großmutter wegen mir aus dem Haus geflogen sind. Man kann das als   Kind noch nicht   einordnen, aber ich habe mich verantwortlich dafür gefühlt, es hat sich bei mir ein Gefühl der Schuld entwickelt. Das Gefühl, meine dunkle Hautfarbe sei etwas Schlechtes.  
Haben Sie in der Schulzeit Erfahrungen von Mobbing und Rassismus gemacht?
Nein, im unmittelbaren Umfeld habe ich das nicht erfahren, in der Schule war ich eher der bunte Tupfer. Rassismus ist mir vor allem von Fremden begegnet. Ich wurde gewürgt, als ich als Taxifahrerin gearbeitet habe, einmal wurde ich mit einer 9-Millimeter-Pistole bedroht. Körperliche Gewalt ist mir immer wieder begegnet.  
In Ihrem Film „Roots Germania“ (2007) machen Sie sich auf die Suche nach Ihrer eigenen Identität, im Film „Die Arier“ (2014) haben Sie Rassisten getroffen, Sie haben sich also ganz intensiv mit dem Thema Fremdenhass auseinandergesetzt. Was hat sich seitdem verändert?
Durch diesen Film habe ich ein anderes Standing in Deutschland, die Auseinandersetzung hat mir persönlich Kraft gegeben. Es passiert jetzt auch nicht mehr so viel, bis auf Morddrohungen per Mail. Es stärkt einen, sich mit der eigenen Migrationsgeschichte zu beschäftigen. Den Begriff „Migrationsgeschichte“ verwende ich bewusst, weil „Geschichte“ etwas Positives ist. In meinem Film „Roots Germania“ habe ich mich nicht nur mit meinen Wurzeln auseinandergesetzt, sondern auch mit denen der Deutschen. Menschen wachsen durch Zuzug, so ist auch Deutschland entstanden. Wurzeln sind immer etwas Internationales, das habe ich mit diesem Film gelernt. Dass die Nazis daraus etwas Nationales gemacht haben, passt überhaupt nicht.  
Für Ihr Buch „Mo und die Arier“ haben Sie Rassisten auf der ganzen Welt getroffen, Sie haben die persönliche Begegnung gesucht. Wie haben diese auf Sie reagiert, was hat Sie überrascht?
Überrascht hat mich, dass die Rassisten plötzlich gar nicht mehr so stark waren, wenn man auf sie zugegangen ist. Normalerweise treffen sich Rassisten in Grüppchen, in Blogs oder bei Stammtischen. Sie reden nicht mit den Leuten, die sie hassen, weil sie es nicht müssen.  

Welchen Tipp haben Sie: Wie soll man mit Rassismus und Fremdenhass umgehen?
Man muss sich selbst ein bisschen aufteilen: Man muss in großen Gruppen, bei Demonstrationen, Gesicht zeigen. Aber man muss auch die persönliche Begegnung mit Rassisten suchen. Das sind heute nicht mehr die Springerstiefel-Nazis, sondern Leute mitten aus der Gesellschaft, von nebenan, auch Freunde, mit Nadelstreifenanzug, junge Leute. Wichtig ist, sich nicht auf Diskussionen einzulassen, sondern Fragen zu stellen, so dass der andere seine Ideen überprüfen   muss. Das müssen wir als Gesellschaft leisten: jetzt.  

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